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Mittwoch, 7. März 2007

Die Reise zum Bahr belà mà

Die Reise zum Bahr belà mà
Diese Reise liegt schon etwas länger zurück, aber die Erinnerung daran ist noch präsent. Seither hat sich mit Sicherheit wohl so manches im Meer ohne Wasser geändert. Schön und bedrohlich, hieß es, sei die Wüste. Von Faszination war die Rede, gleichzeitig wurde ihr Unbarmherzigkeit lebenden Wesen gegenüber hervorgehoben. Alles in allem war solch eine Information vortrefflich dazu geeignet, meinen Wissenshunger zu steigern, meine Neugier nach fremden Kulturen anzustacheln. Zu damaliger Zeit war ich eine leicht beeinflussbare Jugendliche, die sich reichlich unbekümmert - um nicht zu sagen naiv - auf das Abenteuer Wüste einließ. Heutige Reisende fahren bequem im Konvoi, in speziellen Offroad-Fahrzeugen mit gps-Ausstattung und auch noch für ein Abenteuer. Mir war auch nach Abenteuer, damals vor 40 Jahren, als ich Kurs auf Tunesien nahm, offiziell al-Dschumhurija at - Tunesische Republik, genannt. Ob der Reisezeitpunkt günstig war? Heute bezweifle ich das! Beim Verlassen des angenehm klimatisierten Flugzeugs schlug mir ein Schwall heißer Luft entgegen. Mein Körper reagierte prompt auf diese Aggression: einige wenige Schritte, und ich war schweißgebadet, fühlte mich wie betäubt. Ein hoteleigener Kleinbus brachte unsere Reisegesellschaft nach Monastir. Der Fahrer, ein gutgelaunter Maghrebiner, der wohl von der Hotelleitung dazu angehalten worden war nett und zuvorkommend mit der zahlungsfähigen Kundschaft umzugehen. Später lernte ich, dass die Einheimischen durchweg nette Gastgeber waren, die einen- ohne Hintergedanken - zur brique (dünne Teigfladen mit allem Möglichen belegt und zusammengeklappt serviert) einluden. Zum Akklimatisieren blieb nicht viel Zeit, aber immerhin soviel, um die rituelle Zeremonie des Teetrinkens zu genießen. Der starke, aromatische Pfefferminztee wird zu jeder Tageszeit getrunken und wird auch als Heilmittel genutzt. Gleich am anderen Tag brachen wir nach Tunis auf mit Besichtigung der Medina (Altstadt) und dem angeschlossenen Souk (Bazar). Allein das Eintauchen in dieses Gewirr von Gassen mit den unzähligen Verkaufsständen, den durchdringenden Gerüchen, dem Händlergeschrei, den vielfältigen Farben und Formen verwirrte mir die Sinne. Dazu kam noch das Blöken der Hammel, die durch das Menschengewirr getrieben wurden. Später hingen blutige Fleischfetzen an Verkaufsständen und waren im Nu von dicken, schillernden Aasfressern besetzt. Der Händler machte sich nicht einmal die Mühe die Mücken wegzuwedeln – und das alles bei einer Temperatur von zirka 40 Grad!

Diese einlullende Hitze lag über allem, dazu kam der allgegenwärtige Sand, den man bei jedem Atemzug inhalierte. Die mikrofeinen Partikel verbanden sich mit dem Schweiß, rieselten den Nacken hinunter, fanden sich in Haar und Schuhen. Ein nie gekanntes Gefühl des "Schmutzigseins" beschlich mich. Den Einheimischen erging es nicht besser, aber sie trugen es mit Fassung und Fatalismus (Kismet!).

Das eigentliche Ziel meiner Reise war jedoch die Wüste, die Sahara. Ich wollte diesen Riesensandkasten sehen, hatte mir geschworen, einmal in meinem Leben das in der Literatur beschriebene Gefühl „Faszination Wüste“ zu erleben, einmal diesen unverstellten, grandiosen Himmel über mir zu haben. Ich wollte den Geruch der Wüste riechen. Schuld an meiner "Verblendung" war der Archäologe und Schriftsteller T.E. Lawrence, der in seinem Buch "The seven pillars of wisdom" die Wüste so eindringlich beschrieben hat, dass ich gar nicht anders konnte als dorthin zu reisen. Ich fand, was ich erhofft hatte und noch viel mehr. Eine riesige, gleißende Sandfläche, schmerzendes Licht, erstickende Backofenhitze, in der es keinen, noch so kleingewachsenen Strauch gab, der etwas Abkühlung versprochen hätte. Die ständige "Panade" aus Körperflüssigkeit und Sand war äußerst unangenehm. Dazu der übergroße Durst, bedingt durch Flüssigkeitsmangel. Die Packkamele waren die einzigen die stoisch im arttypischen Passgang, über den Sand schritten. Am überraschendsten waren die ungeheuren Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht: Waren es tagsüber bis zu 50 Grad, so fiel die Temperatur des Nachts bis unter den Gefrierpunk. Dabei kommt die Nacht sehr schnell: es gibt keine Dämmerung.

Dafür gibt es diese ungewohnte Stille, sogar die nachtaktiven Tiere gehen geräuschlos auf die Jagd. Ich hätte zu gern einen von dieses Nachtjägern gesehen.

geschrieben von HOLI (Luxembourg)

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