EIN SOKRATES-GRUNDTVIG2-PROJEKT FÜR EUROPA! Our project „Weblogs for Senior Learners – The Story of My Life“ places special emphasis on providing senior citizens with innovative learning pathways with the aim to make lifelong learning activities attractive.

Mittwoch, 7. März 2007

Eine Frau sieht rot!

Eine Frau sieht rot!

Also, jetzt kann ich darüber lachen, vor 3 Wochen aber hätte ich den unverschämten Kerl gern platt gemacht und das kam so:
Ich reise gern und oft und freue mich immer auf nette Reisebekanntschaft. Die Bahnreise von Luxemburg nach Köln (etwas über 2 ½ Fahrstunden) begann mit der nervenden Suche nach einem Sitzplatz. Die Abteile waren übervoll, und ich hatte keine Reservierung. Ein netter Zugbegleiter konnte dann doch einen Sitzplatz ausfindig machen und was für einen! Wie sich herausstellte war dieser Sitzplatz an einem so genannten Hotspot mit computergerechten Anschlüssen und mit einem kleinen Tisch für den Laptop. Einem als Computerabstinenzler so was anzutun, wo ich doch schon mit Uralt-Technik im Klinsch liege!

Zurück zur Bahn: Der mir gegenübersitzende Herr, Anfang 40, gut gekleidet, randlose, modische Brille, dezent und teuer riechend, ein Herr wie aus dem Ei gepellt also und dann so was! Nicht ein einziges Mal blickte er von seinem Laptop auf, nicht ein einziges Mal gab er sich den Anschein von Höflichkeit. Ich bekam auch keine Antwort auf mein freundliches „Hallo…“ und bei diesem Muffel musste ich es aushalten.

Das Dauergeklicke der Tastatur war gar nicht so unangenehm, jedenfalls nicht in der ersten halben Stunde, doch je länger es anhielt, desto störender wurde es. Dieses elektronische Dingsda barg für mich reichlich Konfliktpotential. Gern hätte ich dem Herrn gesagt, was ich von solcherart Konversation halte. Höflich hielt ich mich zurück.
Zwei Stunden später hatte er immer noch nicht aufgeschaut. Seine Technikkompetenz war unbestritten. Wenn ich daran denke, wie ich mich durch die simpelsten Bedienungsanleitungen von ganz normalen Haushaltsgeräten kämpfen muss. Man könnte glatt neidisch werden!
Klick, klick, klick…mittlerweile schien mir das Geklicke lauter geworden zu sein, mein Gehör wehrte sich gegen dieses impertinente Geräusch. Ärger stieg in mir hoch, ich stellte mir vor, wie ich diesem geschniegelten Herrn wahlweise den Saft ab - und den Hals umdrehe, stelle mir vor, wie es wäre mit einem Vorschlaghammer dieses hochmodische, silbergraue Designerköfferchen samt Inhalt genüsslich noch platter zu machen. Ich gebe zu, ich war so frustriert, ich befürchtete, dass mein logos samt paidea zum Teufel gehen würden, bliebe ich auch nur eine Sekunde länger hier sitzen. 25o Km klick, klick, klick…Hilfe!
Mit letzter Kraft stehe ich auf und versuche einen anderen Sitzplatz zu finden. Ich habe Glück. Einer sympathischen Dame gegenüber nehme ich Platz und hoffe auf ein konstruktives Gespräch Ich habe heftigen klick – klick - Kopfschmerz und erzähle der gut und teuer gekleideten Dame von diesem “Neandertaler am PC“. Ich belege ihn mit unschönen Namen, erlaube mir gar die Bemerkung, welche Sorte von Frau es mit dieser Sorte von Mann aushält. Da seufzt die nette Dame tief und meint: Sie haben meinen Mann jetzt nur kurze Zeit ertragen müssen, ich dagegen tue das seit Jahr und Tag. Dabei habe ich noch Glück, denn andere Männer haben kostspielige Geliebte, meiner dagegen nur einen kostspieligen Computer!
geschrieben von HOLI (Luxembourg)

Die Reise zum Bahr belà mà

Die Reise zum Bahr belà mà
Diese Reise liegt schon etwas länger zurück, aber die Erinnerung daran ist noch präsent. Seither hat sich mit Sicherheit wohl so manches im Meer ohne Wasser geändert. Schön und bedrohlich, hieß es, sei die Wüste. Von Faszination war die Rede, gleichzeitig wurde ihr Unbarmherzigkeit lebenden Wesen gegenüber hervorgehoben. Alles in allem war solch eine Information vortrefflich dazu geeignet, meinen Wissenshunger zu steigern, meine Neugier nach fremden Kulturen anzustacheln. Zu damaliger Zeit war ich eine leicht beeinflussbare Jugendliche, die sich reichlich unbekümmert - um nicht zu sagen naiv - auf das Abenteuer Wüste einließ. Heutige Reisende fahren bequem im Konvoi, in speziellen Offroad-Fahrzeugen mit gps-Ausstattung und auch noch für ein Abenteuer. Mir war auch nach Abenteuer, damals vor 40 Jahren, als ich Kurs auf Tunesien nahm, offiziell al-Dschumhurija at - Tunesische Republik, genannt. Ob der Reisezeitpunkt günstig war? Heute bezweifle ich das! Beim Verlassen des angenehm klimatisierten Flugzeugs schlug mir ein Schwall heißer Luft entgegen. Mein Körper reagierte prompt auf diese Aggression: einige wenige Schritte, und ich war schweißgebadet, fühlte mich wie betäubt. Ein hoteleigener Kleinbus brachte unsere Reisegesellschaft nach Monastir. Der Fahrer, ein gutgelaunter Maghrebiner, der wohl von der Hotelleitung dazu angehalten worden war nett und zuvorkommend mit der zahlungsfähigen Kundschaft umzugehen. Später lernte ich, dass die Einheimischen durchweg nette Gastgeber waren, die einen- ohne Hintergedanken - zur brique (dünne Teigfladen mit allem Möglichen belegt und zusammengeklappt serviert) einluden. Zum Akklimatisieren blieb nicht viel Zeit, aber immerhin soviel, um die rituelle Zeremonie des Teetrinkens zu genießen. Der starke, aromatische Pfefferminztee wird zu jeder Tageszeit getrunken und wird auch als Heilmittel genutzt. Gleich am anderen Tag brachen wir nach Tunis auf mit Besichtigung der Medina (Altstadt) und dem angeschlossenen Souk (Bazar). Allein das Eintauchen in dieses Gewirr von Gassen mit den unzähligen Verkaufsständen, den durchdringenden Gerüchen, dem Händlergeschrei, den vielfältigen Farben und Formen verwirrte mir die Sinne. Dazu kam noch das Blöken der Hammel, die durch das Menschengewirr getrieben wurden. Später hingen blutige Fleischfetzen an Verkaufsständen und waren im Nu von dicken, schillernden Aasfressern besetzt. Der Händler machte sich nicht einmal die Mühe die Mücken wegzuwedeln – und das alles bei einer Temperatur von zirka 40 Grad!

Diese einlullende Hitze lag über allem, dazu kam der allgegenwärtige Sand, den man bei jedem Atemzug inhalierte. Die mikrofeinen Partikel verbanden sich mit dem Schweiß, rieselten den Nacken hinunter, fanden sich in Haar und Schuhen. Ein nie gekanntes Gefühl des "Schmutzigseins" beschlich mich. Den Einheimischen erging es nicht besser, aber sie trugen es mit Fassung und Fatalismus (Kismet!).

Das eigentliche Ziel meiner Reise war jedoch die Wüste, die Sahara. Ich wollte diesen Riesensandkasten sehen, hatte mir geschworen, einmal in meinem Leben das in der Literatur beschriebene Gefühl „Faszination Wüste“ zu erleben, einmal diesen unverstellten, grandiosen Himmel über mir zu haben. Ich wollte den Geruch der Wüste riechen. Schuld an meiner "Verblendung" war der Archäologe und Schriftsteller T.E. Lawrence, der in seinem Buch "The seven pillars of wisdom" die Wüste so eindringlich beschrieben hat, dass ich gar nicht anders konnte als dorthin zu reisen. Ich fand, was ich erhofft hatte und noch viel mehr. Eine riesige, gleißende Sandfläche, schmerzendes Licht, erstickende Backofenhitze, in der es keinen, noch so kleingewachsenen Strauch gab, der etwas Abkühlung versprochen hätte. Die ständige "Panade" aus Körperflüssigkeit und Sand war äußerst unangenehm. Dazu der übergroße Durst, bedingt durch Flüssigkeitsmangel. Die Packkamele waren die einzigen die stoisch im arttypischen Passgang, über den Sand schritten. Am überraschendsten waren die ungeheuren Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht: Waren es tagsüber bis zu 50 Grad, so fiel die Temperatur des Nachts bis unter den Gefrierpunk. Dabei kommt die Nacht sehr schnell: es gibt keine Dämmerung.

Dafür gibt es diese ungewohnte Stille, sogar die nachtaktiven Tiere gehen geräuschlos auf die Jagd. Ich hätte zu gern einen von dieses Nachtjägern gesehen.

geschrieben von HOLI (Luxembourg)

Nie wieder ohne Notausrüstung!


In Luxemburg war wie so oft schlechtes Wetter. Im Büro hatte es in den letzten Wochen nur Stress gegeben, also wollte ich dem Ganzen entfliehen und buchte einen Miniurlaub: Fünf Tage in Lanzarote sollten es werden. Von Freitag bis Dienstag. Gesagt, getan. Koffer packen, zum Flughafen und weg. Der Flug war ganz gut. Die Landung auch, aber bei der Kofferausgabe stand ich dann da als Letzte, und wie Sie es sich denken können: ohne Koffer. Ich holte Hilfe bei einer Flughafenangestellten und dann ging’s los: ich hatte einen Charterflug gebucht, der von Lanzarote weiterflog nach Fuerteventura, was ja eigentlich kein Problem ist, hätte die Dame im Check-in keinen Fehler gemacht und meinen Koffer nach Fuerteventura geschickt! Keine Sorge, meinte die Dame in Lanzarote: ich schicke ein Fax nach Fuerteventura, dann kommt der Koffer mit dem Retour-Flug wieder zurück. Es gibt eine Fähre zwischen den beiden Inseln, aber mein Angebot mit eben dieser Fähre rüber zu fahren und meinen Koffer selbst abzuholen wurde abgelehnt: nein, nein, das ginge in Ordnung.

In der Zwischenzeit war natürlich der Bus zum Hotel längst weg, und ich stand da bei 25°C so gegen 14.00 Uhr in guten, warmen Klamotten, weil es beim Abflug in Luxemburg ja noch ziemlich kalt war. Da ich zu der Zeit auch im Reisebüro tätig war, konnte ich einen Kollegen überreden mich mit dem nächsten Bus mitfahren zu lassen.

Im Hotel erklärte ich mein Missgeschick. Verschiedene Leute kannte ich noch von früheren Aufenthalten und ich bekam eine "Notausrüstung" für die erste Nacht. Am nächsten Tag morgens gab es natürlich keine Spur von meinem Koffer und ich kann mich nicht erinnern, wie oft ich am Flughafen anrief, immer mit der Antwort: ich hätte Bescheid bekommen, der Koffer käme mit dem nächsten Flug.

Ich kürze jetzt die Geschichte ab, hier nur einige Stichwörter: 25 ° C, warme Kleider, Samstag war Feiertag in Spanien, also alle Geschäfte zu, außer einem sehr kleinen Mini-Market, der aber reichte um Cremes usw. zu kaufen.

Dann war Sonntag, alle Geschäfte waren zu. In einer Strandboutique kaufte ich einen Sarong, T-Shirts und Tongs. Zum Baden war mir eh die Lust vergangen und es blieb sowieso nicht mehr viel Zeit.

Ein Hoch auf das Hotel, dessen Angestellten Mitleid hatten und versuchten, mir den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten, mich mit Kleidern eindeckten, die Gäste vergessen hatten, leider alles in Größe 38 oder 40, was auch damals nicht reichte.
Gott sei Dank passte ein T-Shirt, was mir erlaubte meinen Pulli zu waschen. Doch war ich im Restaurant bekannt wie ein bunter Hund.

Das Ende der Geschichte: Am Montag Nachmittag kam mein Koffer an.

Fazit: Nie mehr Handgepäck ohne “Notausrüstung“

geschrieben von Annabelle (Luxembourg)

Feierabend


Feier@bend!?

Strümpfe stricken? Lätzchen umhäkeln? Sich aufopfern für die Lieben und nicht ganz so Lieben? Schluss mit dem masochistischen Unsinn und ran an den Speck beziehungsweise die Maus! Life long learning ist das Zauberwort, das aus Senioren blitzgescheite Omi`s und Opi’s machen wird, sofern sie es nicht schon sind. Die Forschung hat es an den Tag gebracht. Das Wissenspotential der ergrauten Köpfe ist beachtlich, es muss nur stimuliert und „downgeloadet“ werden. Aber jetzt mal ernsthaft: Neurowissenschaftler sind schon lange der Meinung, dass nur ein kleiner Teil unserer geistigen Leistungsfähigkeit genetisch programmiert ist und dass kein genereller Abbau im Alter erfolgt. Denkfähigkeit im Alter kann also unser Wohlergehen positiv beeinflussen. Gerontologen sind sich aber auch darüber einig, dass pathologische Alterungsprozesse nicht gestoppt werden, wohl aber hinausgezögert werden können.

Lebenslanges Lernen (gefordert ist gefördert) kann dazu eine Alternative sein und der EU-weite Feldversuch zum Thema wird das auch untermauern. Ökonomisch formuliert, heißt das, dass das Humankapital so lange wie nur irgendwie möglich erhalten bleiben sollte, damit das tradierte Wissen der kommenden Generation zur Verfügung gestellt werden kann.

Noch nie wurde so um Senioren gebuhlt wie heutzutage: staatliche, kommunale und private Träger überbieten sich mit Bildungsangeboten speziell für Alte (politisch korrekt: Senioren), dazu kommen noch eine Vielzahl von europäisch vernetzten Projekten und im Web gibt es Dutzende von Foren, die alle das Mantra der digitalen Technik herunterbeten: „drin sein ist cool“. Online sein bedeutet also mehr als „es wissen“, es bedeutet auch mithalten zu können, bedeutet der modernen Kommunikationstechnik nicht gar so wehrlos gegenüberstehen und, nicht zuletzt, bietet der Computer die Möglichkeit virtuelle Kontakte zu knüpfen, wenn die diesbezügliche Realität zu wünschen übrig lässt.

Das „Lebenslange Lernen“ kann also auch Freude machen, trotz einiger Probleme, die das Altern in petto hat /haben dürfte: Sozialwissenschaftler und Demografen schlagen Alarm, weil die biologische Altersgrenze sich beachtlich nach oben verschoben hat und der Gesetzgeber reagiert hektisch. Arbeitsfähige Senioren sollen in den Arbeitsprozess zurückgeführt werden, die Rente erst mit 67 ist bloß ein Kompromiss, geplant ist, Ältere erst mit 70 in den Feier@bend zu entlassen. Die Frage stellt sich, ob in Zukunft nur Multimorbide vorzeitig ihre Ruhe haben können.

Abschließend noch eine rezente EU - Information: Ein EU-Arbeitspapier mit dem wohlklingenden Namen „Strategie, Wachstum und Beschäftigung“ weist darauf hin, dass bis 2017 damit gerechnet werden kann, dass mehr ältere Arbeitnehmer für den Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen werden.Wir Senioren, von schlecht erzogenen Politikern auch „demografische Zeitbombe“ genannt, sind dabei uns für den künftigen Arbeitsmarkt fit zu machen z.B. durch die Teilnahme an einem der unzähligen Workshops oder am EU - gesponserten „Lebenslanges Lernen Forum.
geschrieben von HOLI (Luxembourg)

Tante Marie

Tante Marie

Meine Tante Marie war schon eine bemerkenswerte Person. Geboren wurde sie am 20.11.1914 als zweitjüngstes von 7 Kindern in einem kleinen Dorf. Ihr Haus lag etwas außerhalb am Waldrand, so dass sie einen weiten Weg hatte zur Ortsmitte, zur Schule und zur Kirche. Sie musste, wie es damals üblich war, schon sehr jung selbst für ihren Lebensunterhalt aufkommen und hat zeitlebens viel und hart gearbeitet.
Marie war eine optimistische, lebenslustige, dynamische Frau und sie hatte so ein wundervolles ansteckendes Lachen. Ihr Mann, mein Onkel Jhos, war genau das Gegenteil: Ruhig, besonnen, geduldig und bedächtig.
Sie war damals die einzige Frau in meinem Bekanntenkreis, die Moped fuhr. Mit 50 hat sie dann den Autoführerschein gemacht. Es klappte nicht auf Anhieb, aber sie ließ sich nicht entmutigen. Von da an kam sie mit ihrem roten Auto angebraust.
Sie konnte auch so wunderbare Handarbeiten machen. Jetzt kommt mir wieder die Erinnerung an den schönen rosa Pulli mit dem dunklen Häschen, den sie mir strickte als ich 7 war, und den ich noch immer tragen wollte, als ich nicht mehr hinein passte.
Tante Marie war eine furchtlose, ehrliche Frau, die mit beiden Beinen fest auf der Erde stand. Sie hat immer versucht, aus jeder Situation das Beste zu machen - ohne zu klagen.
Mit 38 Jahren starb ihre einzige Tochter an Krebs und hinterließ 3 unmündige Kinder, das Jüngste 4 Jahre alt. Marie nahm ihre kleine Enkelin Conny ganz zu sich und sorgte für sie: Kindergarten, spielen, später Schule, lernen, kochen, das volle Programm, da blieb die damals 64jährige jung und beweglich. Im Alter von 12 Jahren kehrte Conny zum Vater und den Geschwistern zurück, um die höhere Schule zu besuchen.
Nun war Marie wieder allein, ihr Mann war kurz nach der Tochter gestorben. Allein in ihrem Haus mit dem großen Garten, mit den wunderbaren Blumen und Früchten. Ich weiß nicht wieso, aber Erdbeeren schmeckten nirgendwo so gut wie bei Tante Marie.
Noch bis ins hohe Alter bestelle sie ihren Garten ohne fremde Hilfe: sie grub, pflanzte, schnitt Bäume und Hecken, mähte den Rasen und kochte leckere Marmelade.
Sie war ein richtiges Energiebündel, von dem ich mir noch manchmal eine Scheibe hätte abschneiden können, wie ich mir manchmal beschämt eingestehen musste.
Auch im Haus brauchte sie keine Hilfe. Noch mit 89 hat sie selbst die Küchendecke gestrichen. Als ich erschrocken fragte: Bist du denn auf die Leiter geklettert? antwortete sie:“ Ach, es war ja nur eine kleine, ein Treppchen. Ich konnte diese schmutzige Decke nicht länger ansehen“!

Vor 3 Jahren war sie im Krankenhaus. Sie war sehr krank und sah sehr schlecht aus. Ich fürchtete, dass sie nicht wieder auf die Beine kommen würde. Ihre Enkelin Conny kümmerte sich in der Zeit rührend um sie.
Aber Marie hatte einen unbändigen Lebenswillen und bald danach war sie fast wieder die Alte. Der Garten wurde etwas verkleinert und Hecken schnitt sie jetzt auch nicht mehr. Aber sie strickte weiter Decken für die Leprakranken. Unheimlich viele hat sie in ihrem Leben gestrickt. Und sie machte weiter ihre Besuche im Altenheim bei Bekannten, die weit jünger waren als sie. Sie fuhr immer noch Auto bis zum Alter von 90 Jahren. Unfallfrei! Der Arzt wollte ihr den Führerschein noch mal verlängern. Sie sagte mir:“ Man muss auch verständig sein. Mit 90 gehört man nicht mehr auf die Straße. Ich habe jetzt mein Auto verkauft“.
Tante Marie sah mit 90 noch recht gut aus, wirklich nicht wie eine alte Frau. Im Herzen war sie wirklich jung geblieben.
Sie starb vor einem Jahr mit 91 nach einem kurzen Aufenthalt im Krankenhaus. Tags zuvor hatte sie noch bei der Weihnachtsfeier mit den Ärzten und den Pflegern Sekt getrunken.

geschrieben von Annemarie (Luxembourg)

Warten auf den Nikolaus - Waiting for santa




Warten auf den Nikolaus
In Luxemburg wurden und werden auch heute noch die Kinder zum Nikolaustag, am 6. Dezember, beschenkt.
Ich hatte als kleines Mädchen eine Lieblingspuppe, genannt „PEPPI“, aus Zelluloid, mit „richtigen“, blauen Augen und aufgemalter, silberblonder Ohrschneckenfrisur.
Jedes Jahr, ungefähr drei Wochen vor dem Nikolaustag, verschwand Peppi. Obschon ich jedes Mal eine große Suchaktion startete, und jeden im Haus mit Fragen nach ihr nervte, blieb sie verschwunden und ich war ziemlich traurig und grantig (wütend) deswegen. Auch meine Mutter konnte mich nur schwer trösten, versprach mir aber immer wieder, dass ich Peppi wohl bald in ihrem Puppenbettchen wieder finden würde. Ich sollte bloß schön brav sein, dann würde mir der Nikolaus helfen.
Das kam mir sehr rätselhaft vor, besonders da es jedes Jahr dasselbe Theater war!
Ich stellte die letzten Tage vor Nikolaus meine Pantoffeln vor die Tür und fand auch jeden Morgen eine kleine Süßigkeit drin. Nur keine Spur von Peppi! Hoffentlich würde der Nikolaus mich und meine Puppe nicht vergessen, denn sollte ich mir auch andere Geschenke wünschen, gegen Peppi würden sie nicht antreten können.
Voller Erwartung ging ich am 5. Dezember ins Bett. Ich wollte nicht einschlafen, damit ich den Nikolaus bei seinem Besuch in unserem Hause überraschen könnte. Schließlich fielen mir dann doch vor Erschöpfung die Augen zu. Am frühen Morgen war ich schon wieder wach, machte mir nicht die Mühe, mich anzuziehen, stürmte im Schlafanzug die Treppe hinab in die Küche (das war das einzige Zimmer, das frühmorgens beheizt war), und, oh Wunder, der ganze Esstisch war voller Geschenke und Süßigkeiten für uns drei Kinder. Aber das Schönste war das Puppenbettchen an meinem Essplatz, denn darin lag Peppi! Und wie war sie schön herausgeputzt! Neue Kleider hatte sie an, Strümpfe und Schuhe. Auch ihr Bettzeug war niegelnagelneu und neben dem Bettchen lagen noch weitere Kleidergarnituren, passend in den Farben genäht und gestrickt. Ich war sprachlos! Und so glücklich, dass ich einen langen Moment vergaß, nach anderen Geschenken zu schauen.
Meine Mutter hatte die ganzen Abende bis tief in die Nacht für Peppi genäht und gestrickt. Und jedes Jahr zu Nikolaus wurden Mama’s Augen ganz blank, wenn sie meine Freude über die Rückkehr von Peppi miterlebte.
gschrieben von LOLO (Luxembourg)

Meine Geschichte - my story


Meine Geschichte
Ich bin geboren an einem kalten Wintertag mitten im 2. Weltkrieg in einem kleinen Dort in Luxemburg. Es war eine Hausgeburt, eine schwierige dazu, denn ich weigerte mich lange in diese verrückte Welt zu kommen und es hätte beinahe meiner Mutter das Leben gekostet.
Genau zu dem Zeitpunkt, als meine Mutter in den Wehen lag, bekam ihr Bruder den Stellungsbefehl für die Wehrmacht. So wurde dann mein frischgebackener Onkel als 22jähriger Luxemburger zwangsrekrutiert und von der deutschen Wehrmacht an die russische Front abkommandiert. Wenn er den Befehl verweigert hätte und untergetaucht wäre, hätte die ganze Familie darunter zu leiden gehabt und wäre umgesiedelt worden.
Mein Onkel kehrte heim, zwar ohne sine linke Hand, aber mit sehr viel Lebensmut. Er hat mit viel Optimismus sein späteres Leben gemeistert, aber nie über diese schlimmen Jahre geredet. Er blieb immer mein Lieblingsonkel Emil. Er starb leider schon mit 48 Jahren.

Aufgewachsen bin ich in diesem kleinen, abgeschiedenen Dorf ohne irgendwelche Bus oder Bahnverbindungen und sehr, sehr wenigen Autos. Es gab nur Natur pur: Wiesen und Felder, Hecken und Bäume, Kühe, Pferde, Schweine, Gänse, Kaninchen, Hühner, Hunde, jede Menge Katzen und im Sommer viele Schwalben. Stellen sie sich dieses verschlafene Dorf vor, so um die 150 Einwohner, Handwerker, Arbeiter einige Beamte und Bauern mit sehr imposanten Höfen und einer Menge Gehilfen: Knechte, Mägde, Tagelöhner und einer großen Vieherde. Viele Maschinen und Hilfsmittel gab es ja noch nicht, darum war Muskelkraft angesagt bei den Feldarbeiten. Auch die Kinder mussten mit anpacken, das war damals selbstverständlich: Kühe treiben oder heimbringen, Holz und Briketts herein bringen, Kaninchen füttern, bei der Feldarbeit helfen. Bei der Heuernte helfen machte richtig Spaß. Nur es war anstrengend, man schwitzte und man bekam eine trockene Kehle. Dagegen gab es Essigwasser zu trinken, das löschte den Durst ganz gut. Das Allerschönste für uns Kinder war, auf dem Heuwagen hoch oben zu thronen und unsere kleine Welt von Oben zu sehen .Und dieser unvergleichliche Duft von frischem Heu, den mochte ich so gern, der hat mich meine ganze Kindheit hindurch begleitet.
geschrieben von Annemarie (Luxembourg)

Annie - ein Name im Wandel der Zeit





Ein Name im Wandel der Zeit

Als ich geboren wurde, also vor einigen Jahren, hatten meine Eltern sich entschieden ihre Tochter „Annie“ zu nennen.

Mein Vater ging also zum Einwohnermeldeamt und wollte seine „Annie“
anmelden. Das allerdings war nicht so einfach; diesen Vornamen wollte der Beamte nicht annehmen, es sei ein Kosename, eine Verniedlichung und nur der Stamm-Name Anne, also ohne „i“, würde angenommen werden. Mein Vater beugte sich dem damaligen Amtsschimmel und seither bin laut meinen offiziellen Papieren „Anne“.

Zu Hause, in der Schule, eigentlich überall wurde ich trotzdem nur Annie
genannt. Bis...ja bis ich mit anderen Jugendlichen einen Kurztrip nach England
machen durfte. Ich füllte für die Einreise eine „Visitor’s Card“ aus auf der, logisch, Annie stand, kannte ich es praktisch ja nicht anders, und erwartete eine zügige Kontrolle wie bei meinen Kameraden auch. Weit gefehlt!
Die Papiere seien falsch, würden nicht mit meinem Ausweis übereinstimmen usw
Über meine Gefühle in dem Moment möchte ich mich eigentlich gar nicht weiter auslassen, aber in dem Moment habe ich beschlossen in Zukunft nur noch meinen Pass-Vornamen zu gebrauchen.

Nach dem Abi war ich 2 Jahre Studentin in Frankreich und lernte viele Kameraden
unterschiedlicher Nationalitäten kennen und mein Name wechselte hin und her zwischen Anne, (wieder)Annie, Ania, Hannah. Ja sogar mal Annabelle und zwar
aus folgendem Grund: wir waren zum Schlittschuhlaufen gegangen und ich war hingefallen, natürlich mitten auf der Piste, sass auf meinem Allerwertesten und kam einfach nicht mehr hoch. Ich zeterte und maulte und meine Kameraden amüsierten sich herrlich; ein sehr lieber Mensch stimmte dann das damals bekannte Lied an:
„Annabelle tu es la plus belle lorsque tu te tais“ d.h. Annabelle du bist die Schönste wenn du die Klappe hälst....Den Rest soll sich der Leser dieser Zeilen denken.....

Nach vielen Jahren, verbrachte ich meinen Urlaub in Zypern bei Freunden und wurde,
wie in diesem Land üblich, nur Anna genannt.
Und jetzt, ja jetzt habe ich seit einiger Zeit „alte“, oder besser „ältere“ Schulfreunde resp. Arbeitskollegen wiedergetroffen und der Kreis wird langsam geschlossen, denn immer mehr taucht, wie von meinen Eltern gewollt, der Name „Annie“ wieder auf.
geschrieben von Annabelle (Luxembourg)

Tiere 3 - Animals in my life


Auf den Hund gekommen
Ich erinnere mich noch sehr genau daran :Es war ein strahlend schöner Sommertag. Ich war im Garten dabei die Wäsche aufzuhängen. Ein Auto hielt vor dem Haus. Unsere Tochter stieg aus. Zu dem Zeitpunkt war sie so gut wie fertig mit den Studien in Lüttig. Aber sie war nicht allein. Hocherhobenen Hauptes kam er auf mich zu. Ich war im ersten Moment sprachlos. Na, wen hast du denn mitgebracht? Es war ein großer, rehbrauner Hund, den meine Tochter in Lüttich aus dem Tierheim gerettet. Jetzt stand er da, etwas schüchtern und blickte mich treuherzig an. Ich hatte vorher nie etwas mit Hunden zu tun gehabt, aber bei diesem war es Liebe auf den ersten Blick.
Die Tierliebe meines Mannes war bis zu dem Zeitpunkt noch sehr unterentwickelt, sozusagen inexistent. Sein Spruch: Mir kommt kein Tier ins Haus! wurde durchgehalten bis zu dem Tag, als eine Katze, langhaarig mit blauen Augen, uns zulief und beschloss, zu bleiben. Sie wurde unsere liebe Schmusekatze.
Und dann war plötzlich auch noch dieser Hund da, eine belgische Schäferhundmischung Namens Bobby. Mein Mann war hin und weg .In seiner Jugend hatte er auch eine Schäferhündin gehabt. Jetzt hatte er Bobby. Und Bobby hatte ihn. Nur der Katze gefiel das ganz und gar nicht. Aus Protest zog sie aus und wohnte bis zu ihrem Ende in der Garage.
Unsere Tochter hatte mittlerweile die Schule beendet, eine Arbeit gefunden und zog bald danach aus. Der Hund blieb bei uns. Aber Lydie blieb immer seine Retterin, wenn sie kam, veranstaltete Bobby einen unwahrscheinlichen, minutenlangen Freudentanz.
Mein Mann brachte Bobby alles bei, was ein Hund so können muss. Er gehorchte ihm aufs Wort, folgte ihm auf Schritt und Tritt und beide wurden unzertrennlich. Sie machten sehr lange Spaziergänge zusammen. Bobby brachte meistens einen langen Stock mit aus dem Wald, mit dem er dann noch stundenlang mit meinem Mann spielen konnte. Bobby hatte sich zu einem Wachhund entwickelt, der das Grundstück absicherte und sich nicht entfernte, auch ohne Zaun. Nur wenn die Frau aus dem Dorf mit ihrem weißen Pudel vorbei kam, begleitete Bobby beide ein Stück weit auf ihrem Spaziergang und kehrte dann schön heim. Viele Jahre war Bobby meines Mannes Weggefährte bei seinen Wanderungen, die dann etwas kürzer ausfielen, als der Hund weniger gelenkig wurde und Probleme mit den Hinterläufen bekam.
Bobby lief nie weg, nur wenn die Liebe rief, war er nicht zu halten.( Er war schließlich ein männliches Wesen.)Eine kleine, schwarze Hündin unten im Dorf hatte es ihm angetan. Und obschon er schon alt und krank war, zog es ihn zu ihr hin. Bald darauf starb Bobby. Das war schlimm für alle, aber besonders für meinen Mann.
Er hatte einen treuen, langjährigen Weggefährten verloren.
geschrieben von Annemarie (Luxembourg)